Landtag Rheinland-Pfalz – 16. Wahlperiode – 70. Sitzung, 14. Mai 2014
Präsident Mertes:
Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:
AKTUELLE STUNDE
„Energiewende in Rheinland-Pfalz nicht abwürgen“
auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
– Drucksache 16/3552 –
Ehe wir beginnen, wollen wir uns tief in die Augen
schauen und versprechen, dass wir ein solches Bild
abgeben, dass unsere Gäste wissen, sie sind in einem
Abgeordnetenhaus.
(Zurufe aus dem Hause: Oh!)
Nach dieser zarten Mahnung hat Herr Köbler das Wort.
Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Herr Präsident, meine Damen und Herren!
Die Energiewende
war, ist und bleibt das zentrale Zukunftsprojekt
der rot-grünen Landesregierung. Wir sind im Jahr 2011
angetreten, uns auf den Weg zu machen, den kompletten
Strombedarf des Landes Rheinland-Pfalz aus erneuerbaren
Energiequellen zu speisen. Wir können drei
Jahre nach Amtsantritt der rot-grünen Landesregierung
sagen, wir sind auf einem sehr guten Weg.
(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)
Die Landesregierung und die rot-grüne Koalition haben
ihre Hausaufgaben gemacht. Das zeigen auch die Zahlen.
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch
des Landes Rheinland-Pfalz beträgt mittlerweile
mehr als ein Viertel. Bei der installierten Gesamtleistung
der Windenergie waren wir im vergangenen Jahr erneut
auf einer Spitzenposition, auf Platz 2 in Deutschland.
Uns ist Folgendes besonders wichtig: Die Bürgerinnen
und Bürger in Rheinland-Pfalz wollen die Energiewende.
Sie wollen, dass es, allen Antikampagnen zum Trotz,
weitergeht. Das zeigen auch die neuesten Umfragen.
Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in
Rheinland-Pfalz ist für den weiteren Ausbau der Windenergie.
Das zeigt auch, wir bringen die Energiewende,
neue Energie, die Belange der Bürgerinnen und Bürger
sowie des Umwelt- und Naturschutzes in einen guten
Einklang und sind auf einem guten Weg.
(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)
Natürlich wissen wir auch, dass wesentliche Rahmenbedingungen
für die Energiewende im Bund gemacht werden,
von der Bundespolitik. Das haben wir schon das
eine oder andere Mal diskutiert. Auch hier muss man
wirklich sagen, dass die Landesregierung ihren Job
sehr, sehr gut gemacht hat. Die Landesregierung hat
sich bei der Debatte um die EEG-Novelle massiv dafür
eingesetzt, dass die Energiewende auch bei uns in
Rheinland-Pfalz nicht abgewürgt wird, sondern es weitergehen
kann, es vernünftig weitergehen kann und wir
unsere Ziele in Rheinland-Pfalz weiterhin erreichen
können.
Die entscheidende Frage wird dann sein: Wie wird sich
die CDU im Bundestag, wie wird sich auch der Bundesrat
kommende Woche verhalten? Ganz wichtig sind da
unsere Initiativen aus Rheinland-Pfalz. Danke an die
Landesregierung, danke an Energieministerin Lemke,
danke an die Ministerpräsidentin, die es zur Chefinnensache
gemacht hat, sich dafür einzusetzen, dass ganz
wesentliche Weichenstellungen auch im Bund so vorgenommen
werden, dass wir die Energiewende realisieren
können.
Dazu gehören drei wesentliche Punkte. Das eine ist,
dass die Stichtagsregelung so ausgestaltet wird, dass
Vertrauensschutz in Investitionen in Deutschland und
Rheinland-Pfalz bestehen bleiben kann und Rheinland-
Pfalz sich dafür einsetzt, dass dieser 23. Januar fällt, der
viele Verunsicherungen, auch im Bereich der Investitionen
der erneuerbaren Energien, hervorgerufen hat,
damit es eine Investitionssicherheit gibt.
Das Zweite ist – das haben wir hier ausführlich diskutiert,
und die CDU hat einen Moment gebraucht, um es
zu verstehen – die Begünstigung des Eigenstroms. Hier
haben wir einen großen Verbund, Rot-Grün, aber auch
die Unternehmerinnen und Unternehmer dieses Landes
und auch diejenigen, die privat investiert haben in Energiewende,
in hocheffiziente Technologien. Denen dürfen
wir jetzt nicht ihr Engagement dadurch madig machen,
dass wir den Eigenstrom über Gebühr belasten, sondern
wir müssen diejenigen, die selbst in die Energiewende
und in Effizienz investieren, entsprechend fördern. Das
ist ein ganz wesentlicher Eckpfeiler für den Fortbestand
der Energiewende. Es ist gut, dass sich diese Landesregierung
im Bund dafür einsetzt, dass es weitergehen
kann.
(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)
Wie die Alternative aussieht, konnten wir am Wochenende
wieder hören. Da versuchen doch tatsächlich die
drei großen Stromkonzerne, die sich in den vergangenen
Jahrzehnten eine goldene Nase am Atomstrom
verdient haben, ein Modell vorzuschlagen, das zur Folge
hat, dass das Risiko beim Rückbau der Atomanlagen
beim Steuerzahler liegt.
Das hat noch einmal deutlich gemacht, welche Risiken
in Milliardenhöhe beim Steuerzahler beim Thema Atomstrom
liegen und dass die Konzerne eben nicht garantieren
können, dass sie diese Risiken am Ende tragen
werden.
Ich glaube, wir sollten ein deutliches Signal aussenden,
dass wir diejenigen, die am hochgefährlichen Atomstrom
über Jahre und Jahrzehnte immer verdient haben, jetzt
nicht von den Risiken des Rückbaus und des Ausstiegs
befreien und das auf die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler
abwälzen. Es ist ein Beitrag zu einer volkswirtschaftlich
sinnvollen und den Steuerzahler entlastenden
Energiepolitik, wenn die Atomkonzerne für die Risiken
mit aufkommen, meine Damen und Herren.
(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD –Glocke des Präsidenten)
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